Lesung und Gespräch mit Andrej Kurkow (in deutscher Sprache)
Mo., 16. Okt.
|TTZ Marburg
Moderation: Dr. Tatsania Astrouskaya (Herder Institut)
Zeit & Ort
16. Okt. 2023, 19:00 – 21:00
TTZ Marburg, Software-Center 3, 35037 Marburg, Deutschland
Über die Veranstaltung
Im Rahmen der Reihe „Begegnungen mit dem Osten Europas“ wird Andrej Kurkow am 16.10. zu Gast in Marburg sein und mehrere seiner Bücher vorstellen. Die Moderation des Abends übernimmt Dr. Tatsania Astrouskaya vom Herder-Institut Marburg. Um folgende Bücher wird es bei der Veranstaltung gehen:
Samson und das gestohlene Herz
Es ist dies der zweite Krimi um den Ermittler Samson in Kiew 1919/1920: rings herum Revolution, Bürgerkrieg und Hunger. Zusammen mit seinem Kollegen Cholodnij soll Samson wegen illegaler Fleischverkäufe ermitteln. Doch kaum haben die beiden mit ihrer Arbeit begonnen, wird Samsons Freundin Nadjeschda von streikenden Eisenbahnern gefangen genommen. Sofort macht sich Samson daran, sie zu befreien. Nur, was hat es mit den Eisenbahnern auf sich? Und warum wurde der undurchsichtige Tschekist Abjasow zur Miliz abkommandiert? Fragen, die Samson klären muss, wenn er seinen Fall lösen und Nadjeschda retten will.
Graue Bienen
Thema des 2019 auf deutsch erschienen Buches ist das Leiden der Zivilbevölkerung in der umkämpften Ostukraine im Spätwinter 2016. Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können. Seit 2021 auch als Taschenbuch erschienen.
Sowie:
Tagebuch einer Invasion
Am 24. Februar 2022 schrieb Andrej Kurkow kaum etwas auf. Da war er trotz aller Ahnungen in Kiew noch paralysiert. Doch nach der Lektüre des Tagebuchs ist man um etwa 1.000 Einblicke in den Alltag dieses russischen Überfalls auf die Ukraine reicher. Schmerzhafte Bilder drängen sich da auf. Da schreibt kein Kriegsstratege. Es ist ein mitfühlender Mensch, der seine schriftstellerischen Fähigkeiten in den Dienst dieser Chronik stellt: „Für mich haben die wichtigsten Geschichten mit Leuten zu tun, nicht mit Kampf oder Artilleriefeuer“, erzählt Kurkow. „Russland führt diesen Krieg nicht nur gegen die Ukrainer, sondern auch gegen die ukrainische Identität und Kultur. Eines der ersten Opfer des Krieges war Oleksandr Kysljuk, ein bekannter Übersetzer für alte griechische Literatur. Er hat Aristoteles ins Ukrainische übersetzt und er wurde vor seinem Haus in Butscha von Russen erschossen.“
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman Picknick auf dem Eis gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 42 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine.
Veranstaltet von
Kulturelle Aktion Marburg – Stroemungen e.V.
in Kooperation mit dem Marburger Literaturforum e.V.